Lernen, wie es richtig geht (oder so)

3232_5_titel_53

Seit diesen Tagen ist die neue Kutter & Küste, mittlerweile Ausgabe 53, im Handel; ich selbst bin Freund dieser Veröffentlichung (und einigermaßen stolzer Besitzer aller Ausgaben!), ist es doch das einzige reine Meeresmagazin, allerdings schon länger fast ausschließlich Norwegen- und Heilbuttzeitschrift, so dass ich mich schon mehrfach fragte, warum ich das Heft (derzeit immerhin 5,50€) überhaupt kaufe.

Frohlocken: Diese Ausgabe beinhaltet ein Brandungsspezial, unter anderem mit dem Thema ‚Der perfekte Wurf‘ (Seite 54ff.) und ’10 Vorfächer für Dorsch und Butt‘ (60ff.), insgesamt 17 Seiten Brandungsspezial. Auch taucht in dieser Ausgabe der Chefredakteur nur auf 18 oder 19 Photos auf – vielversprechend.

Nun ja, spes saepe fallit, wie der Papst sagt (Hoffnung trügt oft), nicht viel ändert sich. Auf den Werfseiten zeigt ‚Brandungsurgestein‘ Frank Piotter (ansonsten sowohl hervorragender Angler und Werfer und ein wirklich netter Kerl! Geben wir die Schuld also dem Schreiberling, in diesem Fall Sebastian Rose) den Pendelwurf, nicht so einen hanebüchenen, wie Distanzwerfer ihn versuchen, sondern formvollendet gerade hinter dem Rücken, bis das Blei gestreckt ist, dann ‚mit voller Kraft zum Wurf voll durchgezogen und die Aktion der Brandungsrute voll ausgenutzt.‘ Aha. Was wir übrigens fast alle falsch machen, aber essentiell wichtig ist, dass man darauf achtet, ‚dass die Wurfhand oberhalb des Rollenfußes und die andere Hand ganz am Ende am Angelknauf festhält‘ (gilt freilich für Rolle-oben-und-Stationärrollenwerfer).

Auf den Seiten mit den Brandungsvorfächern zeigen Werner Pürschel und Kai Herrmann, beide erfolgreiche Veranstaltungsangler und Penn-Teamangler, ihre beliebtesten Vorfächer (leider ist Werner mit einer Dorschdoublette abgelichtet, deren kleinerer Fisch sogar zu klein ist, um untermaßig zu sein), diese allerdings sind so alt und bekannt, quasi altbekannt (womit ich nicht ihre Angelbar- und Fängigkeit in Frage stellen möchte – Keep it simple and stupid!), dass man selbst im Anglerboard wahrscheinlich mehr aktuelles Wissen beziehen könnte.

Kurzum: Langweilig und so informativ wie die Zeitung von letzter Woche. Für Fans und gelangweilte Allesleser wie mich ist die aktuelle K&K wieder ein guter Kauf, aber sonst wäre sie besser aufgehoben auf den Tischen in der Warteecke billiger Herrenfriseure.

Und wer schon fundiertes Wissen geballt haben möchte lege sich die Angelführer der Rapsbande zu, empfehle ich sowieso jedem ambitionierten oder auch nur interessierten Meeresangler!

Unbenannt

4 Gedanken zu “Lernen, wie es richtig geht (oder so)

  1. Die Arbeit des Kritikers ist in vieler Hinsicht eine Leichte. Wir riskieren sehr wenig und erfreuen uns dennoch eine Überlegenheit gegenüber Jene, die ihr Werk und sich selbst unserem Urteil überantworten. Am dankbarsten sind negative Kritiken, da sie amüsant zu schreiben und auch zu lesen sind. Aber wir Kritiker müssen uns der bitteren Wahrheit stellen, dass im Großen und Ganzen betrachtet das gewöhnliche Durchschnittsprodukt wohl immer noch bedeutungsvoller ist, als unsere Kritik, die es als solches bezeichnet. Doch es gibt auch Zeiten, da ein Kritiker tatsächlich etwas riskiert, wenn es um die Entdeckung und Verteidigung von Neuem geht. Die Welt reagiert oft ungnädig auf neue Talente, neue Kreationen; das Neue braucht Freunde.

    • Nun ja abu_hamza,
      merkwürdiger Weise ging es mir ganz ähnlich. Die Rapsbande hat mir auch besser gefallen.
      Ich denke die Kritik war wohl sehr feinfühlig und aufrichtig.
      Für die deutsche Brandungsszene ist Surfcasten aber eher die Innovation und klopp drupp die Regel.
      Deshalb geht dein Zitat aus Ratatouille eher in die falsche Richtung. Letztlich sollte man Innovation nicht mit Stagnation verwechseln und das Zitat was man verwendet auch versteht.

  2. Ich abonniere seit 2 Jahren die „Total Sea Fisching“, eine englische Zeitschrift, der Meeresangelei verpflichtet. Jeden Monat schneit sie mir ins Haus und regelmäßig sind neue oder bewährte Brandungsvorfächer beschrieben.
    Es gibt hierzulande eine Menge interessierter Brandungsangler, neue Vorfachideen werden aber nur über die „stille Post“ kommuniziert. Nach Jahren findet man dann mal einen Artikel in einer Zeitschrift. Schlimm? Eher nicht.
    Mein Lieblingsvorfach ist nach wie vor das „Holsteiner“. Alois Kunz hat mir vor 10 Jahren mal eins in Hvide Sande geschenkt. Es bietet zahllose Variationsmöglichkeiten und kann bei fast jedem Wetter gefischt werden. Ich weiß, nicht gerade innovativ. :-).

  3. Da steht jemand auf Ratatouille. :)

    Ich selbst fische auch fast ausschließlich zwei Vorfächer oder ein drittes, wenn es auf größere Fische geht, und alles keine besonders ausgeklügelten Vorfächer; ich maße mir aber auch nicht an, diese als besonders herausragend anzupreisen, aber funktionieren tun sie!

Schreibe einen Kommentar