Surfcasting Basics – wie lädt man eine Rute auf?

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In Deutschland gibt es eine recht ansehnliche Anzahl Brandungsangler, die sich größtenteils als Weitwerfer betrachten oder bezeichnen; viele auch als erfahrene oder gute Werfer. Das Wissen um die Grundlagen weiter Würfe ist auch hierzulande gegeben, aber offenbar nicht in den Köpfen aller Angler angekommen (und der Weg über die Wiese, wo man mal messen kann, wie weit man wirklich wirft, ist ungebrochen unpopulär) – man vergleiche hier das jüngste unterhaltsame Beispiel unter http://www.anglerboard.de/board/showthread.php?t=320232 , dort merkt man schnell, worauf es ankommt: Eine Brandungsrute, je teurer desto besser, und viel Kraft, fertig.
Spannend: Die meisten Brandungsangler sind sich einige, dass ein Wurf komplett dynamisch ist und es somit keinen festen Drehpunkt gibt – möglich, viele Angler mögen so werfen, aber wenn man weit werfen möchte gibt es sehr wohl einen (beinahe) festen Punkt, um den sich die Rute dreht, in diesem Sinne auflädt.

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Hierbei ist unerheblich, ob man eine Multirolle oder Stationärrolle nutzt, einen Schleuder- oder Überkopfwurf praktiziert: Das Prinzip ist uralt und bekannt von alten Katapulten:

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Der Fixpunkt in einem Angelwurf ist die obere Hand (bei Rechtshändern in der Regel die rechte); das Gewicht hängt am Beispiel des Katapults oberhalb dieser Hand, nämlich unser Bleigewicht; das Kontergewicht ist der untere Teil der Rute und vor allem die untere Hand, die anfangs die Rute nur führt, zum Ende des Wurfes so schnell und stark zieht wie möglich, der obere Arm soll „nur“ die Rute, also den Wurfarm, führen und in ihrer Bahn halten, dabei also möglichst starr bleiben. Wer es schafft, diesen Arm so steif wie möglich zu halten und zum Ende des Wurfes mit der anderen Hand kontrolliert stark zu ziehen wird automatisch weit werfen, da das Blei auf der Außenbahn bleibt und zum Schluß entscheidend beschleunigt wird.

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Das Ganze ist allerdings nur theoretisch einfach; die Kräfte, die schon bei unseren verhältnismäßig kleinen Gewichten wirken, sind immens, und oftmals trennt sich werferische Spreu vom Weizen schon dadurch, dass die besten es schaffen, den oberen Arm nahezu starr zu halten während des Wurfablaufes, um so das Blei auf der Bahn zu halten und nicht den Schwung, den man mit dem Pendel aufgebaut hat, verpuffen zu lassen.

Aber wenn es einfach wäre könnte es ja jeder…
Dieses Grundprinzip gilt übrigens freilich nicht nur beim Brandungswerfen, sondern auch bei allen anderen Würfen; schon mal darüber nachgedacht, warum man beim Fliegenwurf die Führungshand steif halten soll?

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5 Gedanken zu “Surfcasting Basics – wie lädt man eine Rute auf?

  1. Moin Dirk,
    Aha, du hast dir den ruhmreichen Kontergewicht-Thread auch durchgelesen,
    Ich fall da leider immer wieder drauf rein und lasse mich da auf Dikussionen ein.
    Schöne Bilder, ist das Neil M. im zweitletzten Bild mit dem Fischigen Hawaiihemd?
    Ist vielleicht mal an der Zeit, hier eine echte Grundlagen-Serie aufzumachen.

    Gruß Marco

  2. Ja, hab ich, und ja, das ist Neil Mackellow.
    Ich hatte mit einigen anderen schon mehrfach über das Publizieren der Basics des Werfens nachgedacht, in welcher Form auch immer, aber mal ehrlich… wofür? Die Interessierten können lieber auf die Wiese kommen und lernen, so sie es denn wirklich möchten, aber solch eine Publikation ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, fürchte ich – außer freilich hier im Blog, aber auch da ist die Resonanz offensichtlich gering, trotz beeindruckender Klickzahlen.

  3. Hat einer kürzlich mal in den oben angegebenen Thread in jenem Forum geschaut? Da hat einer eine Idee vorgestellt, wurde seitenweise zerrissen, nun hat er das Ergebnis vorgestellt und seinen Erfolg aufgeführt, und… beinahe keine Reaktionen. Das muss deutsch sein – erstmal alles schlecht reden, aber Erfolg einfach nicht gönnen.

    So ganz neu ist die Idee mit dem Kontergewicht allerdings nun nicht; warum sonst kamen vor einigen Jahren findige Menschen auf die Idee, gerade bei längeren und schlechter balancierten Ruten die Rolle ans untere Ende zu schrauben…?

  4. Hhmm,
    Rolle unten verbessert die Balance und „soll“ die Rute ein wenig weniger hart erscheinen lassen.
    Das Gesamtgewicht aber bleibt gleich.
    Du darfst mich gerne korregieren, aber wie genau soll eine Erhöhung des Gesamtgewichts prinzipiell in höherer Wurfweite resultieren. Wenn es nur die verbesserte balance ist, dann hat er doch vorher wahrscheinlich eine grauseligen „unbalancierten“ Wurfstil gehabt.
    das sind doch zwei getrennt zu betrachtende Sachen,oder?

    Gruß Marco

  5. Nicht nur einen unbalancierten Wurfstil, sondern vor allem furchtbar unbalanciertes Gerät – hast Du in letzter Zeit mal eine dreiteilige Brandungsrute, 4,25m lang, mit Stationärrolle wie von den Erbauern erwünscht ‚oben‘ in der Hand gehabt? Furchtbar – da ist nichts mit Balance! Das Zeug, auch teures, ist sowas von kopflastig, da ist durchaus denkbar, dass das Wurfweite kosten kann. Und die Grundidee, so Aussage von Terry Carroll, der Rolle unten war tatsächlich die Balance. Dass das Gesamtgewicht bei dem Schreiberling aus Anglerboard nun höher ist ist unangenehme Nebenkonsequenz und führt sicher dazu, dass er keine hundert Würfe am Abend machen möchte, aber verschlechtert die Kombo ja nicht.

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