EMC: Das deutsche Werfen am Scheideweg

(EMC = Eigene Meinung Christiansen)

Mark-ZTi

Das deutsche Werferjahr ist in vollem Gange; die Turniere zur Weltmeisterschaftsqualifikation sind gelaufen, und es hat sich eine eindeutige Rangliste ergeben. Eindeutig deshalb, weil nur ganze vier (4!) Werfer überhaupt in der Rangliste auftauchen, weil sie an mehr als einer Veranstaltung teilgenommen und jeweils drei Gewichte geworfen haben. Und schaut man sich die Ergebnisse an, zeigt sich, dass die Rangliste die Reihenfolge aufweist, die sie aufweist, weil nur so wenige Teilnehmer mitgemacht haben, die Ergebnisse selber sind eher unbefriedigend.

Platzzifferwertung alle 3 Quallis 2015

Warum nun nur so wenige Werfer noch auf die Wiese zu holen sind sei einmal dahingestellt und möge an anderer Stelle erörtert werden. Die Frage ist eher, ob und wie es weitergeht; und das ‚ob‘ ist keine hohle Floskel mehr, denn bei einer Teilnehmerzahl von bisweilen drei bei einer offiziellen Veranstaltung (2. Quali) kann man von einer Veranstaltung nicht wirklich mehr reden, von einem Wettkampf gar nicht.
Was im Gegenteil verstärkt Zulauf hat ist die ‚offene Klasse‘ der Brandungsangler, die mit herkömmlichem Gerät, ähnlich dem einstigen Turnierwurfsport der VDSF-Werfer, und ohne große Beschränkungen weit werfen, wie auch bei der letztjährigen deutschen Meisterschaft.
Nun scheint offensichtlich, dass das Distanzwerfen im FIPS-Regelsinne im DMV keine große Resonanz erfährt; warum sollte es daher also auch groß abgebildet werden? Eine potentielle Zukunft des deutschen Werfens, wenn auch nicht international weiterführend, mag daher also dieses freie Werfen sein; heißt das Werfen doch hierzulande schon sehr lange ‚Distanzwerfen der Meeresangler‘, warum also gibt man den Meeresanglern ihren Sport nicht zurück, hat er doch leider schon aus Regelgründen (beim Brandungsangeln sind ‚Quasi‘-Überkopfwürfe vorgeschrieben) nicht mehr viel mit dem deutschen Meeresangeln zu tun? Und wenn das DMV-Mitglied das so wünscht kann man ihm doch durchaus solches geben.

danny cast

Das ‚ernsthafte‘ (im Sinne internationaler Regularien) Werfen hat sich schon lange gelöst vom reinen Angelwerfen; vorbei die Zeiten, als man mit Jeanshosen und Gummistiefeln bei Turnieren aufmarschieren konnte.
Was sollte also dagegen sprechen, nun endlich das Angeln und das Werfen ganz zu trennen? Auf kleiner Ebene wie Vereinen oder Clubs mögen sich Werfer noch durchs Angeln rekrutieren, wenn es um die Teilnahme an international hochrangigen und -besetzten Turnieren geht sprechen wir von einem veritablen Sport mit Anforderungen wie in jeder anderen Sportart, und wie auch in jeder anderen Sportart trennt sich hier die Spreu vom Weizen – warum sollte sich dann nicht der Sport vom Angelverband trennen?
Vielleicht ergibt sich die Chance dazu in diesem Jahr mit der Neugründung des ICFI und dem ersten Weltcup in Calais Ende Juni, wo offene Fragen geklärt werden sollen; möglicherweise kann dann eine nationale deutsche Unterorganisation gefunden werden, um den Sport in einem eigenen spezialisierten Verband zu organisieren.

Denn, und hier kommen wir wieder zum eingänglich erwähnten EMC (siehe oben), das deutsche Werfen im Deutschen Meeresanglerverband ist am Ende; entweder es beschreitet nun recht zügig gänzlich neue Wege, oder das vom Gros der Mitglieder des Verbandes ungeliebte (und unerwünschte, weil nur und angesichts der Teilnehmerzahl teure) Kind steht vor dem kompletten Aus.

Und ob das angesichts der derzeitigen Lage schlimm ist, dessen bin ich mir auch noch nicht einmal sicher…

8 Gedanken zu “EMC: Das deutsche Werfen am Scheideweg

  1. Moin Dirk,

    bei den ganzen Diskussionen und Meinungen frage ich mich immer, wofür der DMV eigentlich genau gegründet wurde.

    Auf der Seite vom DMV steht u.a. folgendes:


    Unser Verband, der DMV, wurde 1990 gegründet. Als Fachsportverband vertreten wir die Interessen der Deutschen Meeresangler.
    Alle unterschiedlichen Arten des Meeresangelns, das Big Game Angeln, das Bootsangeln, das Brandungsangeln sowie das Distanzwerfen der Meeresangler werden von unserem Verband gefördert. Wir haben besondere Gruppen für das Angeln unserer Damen und Jugendlichen gebildet.
    Über unseren Dachverband, den DAFV, sind wir Mitglied in der für das Meeresangeln zuständigen Förderation FIPS/M des Weltanglerverbandes CIPS. Unser Verband beteiligt sich seit seiner Gründung erfolgreich an den internationalen Veranstaltungen der organisierten Angler. Der DMV hat für alle Arten des Meeresangelns gut organisierte internationale Veranstaltungen sowie eine Weltmeisterschaft im Meeresdistanzwerfen ausgerichtet. Den Erhalt des hohen Niveaus und das gute Ansehen der deutschen Meeresangler sehen wir als eine unserer wichtigsten Aufgaben an. Unsere Mitglieder werden von Fachleuten geschult und durch unser zweimal im Jahr erscheinendes Meeresangler Magazin umfassend und gut informiert.

    Also geht es doch ( hauptsächlich) um die Veranstaltungen.

    Was stört dich denn daran, wenn etwas genau für den eigentlichen Zweck genutzt wird?

    Gruß an die Küste :-)

    Achim

  2. Achim, es geht sicher NICHT darum, keine Veranstaltungen mehr auszurichten; nur in Veranstaltungen kann man sich messbar miteinander vergleichen, und gerade unser Sport lebt vom Messen, ansonsten macht das Werfen wenig Sinn.

    Hier geht es allerdings nicht ausschließlich um die DMV-Grundsätze (die sicherlich noch in diesem Jahr überarbeitet werden, gibt es doch einiges Neue aus der Richtung), sondern nur peripher; eher geht es mir darum, dass mittlerweile Veranstaltungen mit weniger als einer Handvoll Aktiver ablaufen, was den Wettkampfcharakter ad absurdum führt, sprechen wir doch bei den Veranstaltungen des DMV genau genommen um die oberste nationale Leistungsklasse. Freilich ist schön und wünschenswert, wenn möglichst viele bis alle an den offiziellen Verbandsveranstaltungen teilnehmen, aber erstens passiert das offensichtlich nicht, also sollte man da einmal nach Gründen schauen, und zweitens führt das aktuell dazu, dass nicht wettbewerbsfähige Mannschaften Deutschland im Ausland vertreten, weil außer der Teilnahme offenbar keine weiteren Kriterien angelegt werden (vorausgesetzt, dass auch in diesem Jahr wieder eine Mannschaft zur Weltmeisterschaft fährt) – auch hierfür sollte nach Lösungen gesucht werden.

    Dennoch ist es im DMV offensichtlich so, dass das Werfen, wie es international betrieben wird, keinen Anklang findet; dies ist durchaus verständlich, da zumindest in DMV-Veranstaltungen nur quasi-überkopf geworfen werden darf (was sich bisweilen in internationalen Veranstaltungen widerspiegelt, wenn mit größeren Ködern und schwererem Gerät auf Weite gekommen werden muss; andererseits liegt den Deutschen das sehr feine mediterrane Angeln auch nicht so, und Gezeitenangeln auch nicht… sind halt Ostseespezialisten…), andererseits fragt man sich, warum man an einer Sparte festhalten muss, die fast niemand haben will; oder ob man diese Sparte nicht potentiell halt umstrukturieren kann wie im Eingangsstatement schon einmal kurz erläutert, denn offensichtlich besteht Interesse am Werfen, allerdings nicht am ‚Schleuderwerfen‘ – vielleicht ist es an der Zeit, das Brandungswerfen vom Schleuderwerfen endlich zu trennen, Brandungswerfen für die Brandungsangler (freilich als rein nationale Disziplin, aber das hat die Turnierwurfsportler des VDSF auch nie abgehalten) und Schleuderwerfen als genuine Sportart eigenständig zu betreiben!

    Übrigens finde ich in dem von Dir zitierten Abschnitt des DMV keine zwingende Notwendigkeit, das herkömmliche Distanzwerfen fortzuführen; im Gegenteil, der ursprüngliche Gedanke bei Gründung von Verband und Sparte war (außer freilich, dass das Werfen den offiziell ’sportlichen‘ Aspekt darstellt, das macht sich beim Finanzamt immer gut), dass die Angler beim Werfen geschult werden sollen im richtigen und vor allem sicheren Umgang mit dem Gerät; da dies aber schon aus Regelgründen nicht mehr stimmig ist ist das Werfen im ursprünglichen Sinne obsolet geworden.
    Was ich allerdings in dem DMV-Statement sehe ist folgendes: „Den Erhalt des hohen Niveaus und das gute Ansehen der deutschen Meeresangler sehen wir als eine unserer wichtigsten Aufgaben an“ – ersteres, den Erhalt des hohen Niveaus, haben wir weitgehend verloren; und der Verlust an zweitem war einer der Hauptgründe, warum ich 2012 mein Amt als Referent niederlegte, ist doch das Auftreten und Ansehen vieler Meeresangler und auch Distanzwerfer gerade im Ausland mangelhaft bis ungenügend.

  3. Man, ist das viel Text. Die Fakten sind geschaffen und man muss gar nicht mehr orakeln.
    Das alte, sehr sympathische und erfolgreiche Präsidium des DMV hat sich verabschiedet. Dank des alten Präsidiums existiert der DMV noch heute. Ein neues Präsidium ist angetreten. Die Web-Seite ist geändert und damit offensichtlich der Anspruch an die Vereinsarbeit. Das Layout ist Geschmackssache und deshalb nicht zu diskutieren. Rechtschreibfehler und nicht zu verstehende Beiträge auf raderechenden Englisch sind nun das offizielle Aushängeschild.
    Von Dirk vorgenannte 4 Personen haben anscheinend Spaß aneinander, der Rest der vormals aktiven Werfer, hat sich abgemeldet.
    Der Wurfsport hat sich abgetrennt und einen eigenen Verband gegründet. Das Brandungsangeln, dank persönlicher Aufopferung des Referenten, ist das einzige, aktuelle Zugpferd des DMV. Das sind die Fakten.
    Im Baltic Surfcasting Club möchte ich den Wurfsport in Deutschland eine Chance geben. Ein bis drei Veranstaltungen im Jahr, vielleicht eine internationale wären wünschenswert. Der Stoppelcup ist ja Tradition ;-), Länderkampf auch eine Dirk.- Veranstaltung, weiß ich nicht, inwieweit man den zum BSC rüber rettet und eventuell eine Dritte, Neue. Ich habe eine Wettkampfkleiderversion entworfen und schon mal zu Dirk geschickt. Wenn das Profi-Layout fertig ist, stelle ich es online.

  4. Moin zusammen,

    ist ja eine klare Antwort.

    Was würde sich denn aus deiner Sicht genau ändern ( Dirk propagiert ja die Auftrennung in die Überkopfwerfer und die „ernsthaften“ Werfer), wenn die Trennung durchgeführt würde?

    Beim anstehenden Pokal des Kieler Bürgermeisters gibt es im Moment 15 Anmeldungen + Kinder/ Jugendliche.
    Das finde ich schon einmal nicht schlecht. Ich selber schaffe es auch nach Kiel. Ist zwar wieder ökoligisch eine Katastrophe, aber wen interessieren die Spritkosten und die Zeit :-(

    Die Werfer in Kiel wieder zu sehen und hoffentlich die geübten Bewegungsabläufe in Weite umzusetzen wird wieder eine lohnende Angelegenheit.

    Falls sich jemand fragt warum ich an keiner Qualifikation war, so ist die Antwort einfach. Meine Weiten sind nicht gut genug, ich habe keine Zeit gehabt und auch keinerlei Ambitionen im Ausland die Deutschen Werfer zu vertreten. Da sollten sich vielleicht mal die blicken lassen, die es echt können. Soweit ich das aber sehen kann, gibt es Gründe dafür nicht „für Deutschland zu werfen“.

    Seis drum.

    Auf der Seite vom DMV habe ich mit positiven Erstaunen die Aufforderung zum Pokal in Kiel gelesen. Da ich mich über den Text so gefreut habe, sind mir auch keine Fehler aufgefallen. Es geht halt manchmal nur um die Sache.

    Die neue Optik gefällt mir. Lässt sich am Smartphone nicht ganz so gut lesen wie schwarz/weiss, aber sonst sieht es frisch aus.

    Um auf die Veranstaltungen des BSC kurz einzugehen. Ich durft bei den voran gegangenen Stoppelcup´s dabei sein. Mir selber sind diese als sehr schöne Veranstaltungen in Erinnerung geblieben, da ich dort meine besten Weiten bis jetzt werfen konnte. Sowas macht Lust auf mehr.

    Wenn die Veranstaltungen für einen zugänglich bleiben, bin ich gerne dabei. Gerade der Stoppelcup bringt mit der geringen Vorwarnzeit leider auch die schlechte Planbarkeit mit sich. Allerdings hat es bis jetzt immer geklappt.

    Auch der Länderkampf hat sowohl in Deutschland 2013 als auch in DK 2014 sehr viel Spaß gemacht. Die Dänen sind doch ein sehr nettes Volk. Und die Organisation stellte den reibungslosen Ablauf sicher. Das wurde aber schon mehrfach erwähnt.

    Bin ja mal gespannt, was ihr euch da für eine dritte Veranstaltung einfallen lasst. Und ob man da als Nicht-BSC-Mitglied überhaupt was von erfährt.

    Wichtig ist, dass diese wunderschöne Sportart weiter lebt und gelebt wird.

    Aus meiner Sicht kümmert sich Jan um uns Werfer schon mit viel Engegement.

    Binmal gespannt, was die Zukunft so bringen wird.

    Gruß an euch alle.

    Achim

  5. Ein Neuanfang des Werfens, nennen wir es der Einfachheit halber Turnierwerfen, ist notwendig geworden; wenn man sportlich vorankommen und sich international präsentieren möchte, muss man sich auch internationalen Standards anpassen. Natürlich ist das ein Weg, der viel persönliche Initiative, ein wenig Geld und eine gesunde Einstellung verlangt, aber das ist in jedem Sport, den man intensiv betreibt, so. Eine Trennung von Brandungswerfen und Turnierwerfen ist daher notwendig, weil, wie oben bereits geschrieben, das Turnierwerfen auf höherem und internationalem Niveau eben ein richtiger Sport geworden ist; natürlich mag sich ein großer Teil der Werfer aus der Anglerschaft rekrutieren, aber das sollte auf niedrigerem Niveau geschehen, sprich in Clubs, bei kleineren oder offenen Veranstaltungen oder inoffiziellen Treffen; auch wie bereits geschrieben ist derzeit der DMV die höchste Instanz, der Oberbürgermeisterpokal mag eine Spaßveranstaltung sein, aber die Qualifikationsturniere zur Weltmeisterschaft sind eben Qualifikationsturniere, wo man auch internationale Maßstäbe anzulegen hat, und es ist deutlich, dass sich in den letzten 15 Jahren kaum eine Entwicklung vollzogen hat, und neben den reinen Wurfweiten quasi gar keine.
    Vorbei die Zeiten, als man mit Gummistiefeln auf ein internationales Turnier gehen konnte, und vorbei die Zeiten, als man sich mit 175-Meter-Würfen international vergleichen konnte!
    Und natürlich ist es eine Ehre, sein Land vertreten zu dürfen; wie schon der DMV schreibt, soll das gute internationale Ansehen gefördert werden. Nun gibt es da offensichtlich verschiedene Ansätze, was dazu gehört, aber auf einem Stand von 2015 (und auch in den vergangenen Jahren schon!) sollte man nicht einmal mehr darüber reden müssen, ob man sich ordentlich und EINHEITLICH kleidet, das ist grundlegendste Voraussetzung und höchstens das ‚wie‘ eine Frage.
    Kurz, wenn es einen Neuanfang geben soll, muss dieser zielgerichteter und professioneller aussehen.

    Wie Christoph schrieb ist freilich nicht der BSC der neue Verband; der neue Weltverband ist der ICFI, siehe auch hier: http://surfcasting-blog.de/icfi-ein-neuer-verband-ist-geboren/ , und noch in diesem Monat beim Weltcup in Calais, Frankreich, werden sich die Weichen stellen und sich zeigen, ob der Verband eine Chance hat.
    Für uns ist nur derzeit der BSC eine kleine Heimat, sozusagen die unterste organisatorische Einheit weniger Gleichgesinnter, und von dieser organisatorischen Einheit ‚Club‘ ausgehend gedenken wir, in ebenso kleinem Rahmen unsere Ideen umzusetzen; ob das erweitern wird und ob wir das überhaupt wollen wird sich zeigen.

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