Grundlagen des Werfens, Teil 2: Der abschließende „Pull“

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Wie im ersten Teil dieser kleinen Serie gezeigt, ist ein Wurf dann am effektivsten, wenn man den ganzen Körper einsetzt – umso mehr Masse bekommt man hinter die Rute, umso mehr kann man die Rute aufladen.
Nun muss man allerdings aufpassen; wenn man den Wurf nicht bis zum Ende kontrolliert, verpufft die ganze Aufladung der Rute, man verschwendet viele viele wertvolle Meter.
Der feste Punkt bei einem Wurf ist, vergleichbar mit dem Heben bei einem Katapult, die obere Hand. Diese hat kaum mehr zu tun als die Rute in ihrer Bahn zu halten und somit das Blei sauber außen herum zu führen – klingt einfach, ist es nur bedingt, aber reine Übungssache. Hier ein wichtiger Tipp: Wenn man gleich zu Anfang zu schnell wird oder eine zu harte, steife Rute benutzt, wird es kaum möglich sein, den oberen (bei den meisten Werfern rechten) Arm steif zu halten, ein Abkürzen wird das Ergebnis sein und somit ein Wurf über die Schulter bzw. den Kopf – wiederum verliert man deutlich Meter! Und wer meint, ihm passiert so etwas nicht, möge sich mal körperlich gestandene und erfahrene Werfer anschauen, das passiert leider schneller, als man glaubt…

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Nehmen wir aber nun einmal an, wir haben es bis hierher geschafft und müssten theoretisch nur noch loslassen, damit das Blei zumindest in die richtige Richtung fliegt; aufbauend auf unserem ersten Teil der Serie sind wir nun also hier:

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Jetzt kommt der Punkt, an dem sich die Spreu vom Weizen trennt: Der Führungsarm ist immer noch gestreckt, die Rute aufgeladen, jetzt heißt es, die so aufgebaute Energie in der Rute auch zu nutzen!
Das gelingt nur, wenn man auch jetzt den oberen Arm möglichst steif lässt, besonders talentierte Werfer können sogar noch ein klein wenig schieben, aber viel wichtiger ist nun die untere Hand – bis zu diesem Punkt soll der untere Arm noch beinahe gestreckt sein, jetzt heißt es für die untere Hand REISSEN! Man zieht die Hand richtig auf die Brust, während die obere Hand der Fixpunkt an der Rute ist, das Loslassen des Bleis geschieht dann schon beinahe automatisch, und durch diesen Zug der unteren Hand entlädt man die Rute genau im richtigen Moment für weite, weitere, weiteste Würfe! Wer das sauber hinbekommt wird immer den entscheidenden Meter weiter werfen, und das können sogar ziemlich viele Meter sein! In Perfektion beherrscht das sicherlich Danny Moeskops:

Eines der besten Lehrvideos hierzu zeigt den früheren Weltmeister Neil Mackellow:

Ein wesentlicher Gedanke, um dies schneller bewerkstelligt zu bekommen:

Eine sehr harte, straffe Rute wird gegen den Werfer arbeiten; daher trainiert man besser mit einer etwas weicheren, aber auch im Turnier oder am Strand wird man mit einer etwas weicheren Rute, die man gut auflädt und mit der man den Schluß sauber hinbekommt, weiter werfen, als mit einer Brechstange, die man kaum kontrolliert bekommt.

Auch hier wiederum der Tipp, den Ablauf erstmal trocken zu üben; gerne beim Angeln, also ins Wasser, aber ohne Vorfach, während die zweite Rute schon mal Fische fängt. Besser noch natürlich mit einem erfahrenen Werfer an der Seite, der sofort sieht, wo noch etwas zu verbessern ist, bevor man Fehler einbrennt.

Gerade diese abschließende Bewegung ist essentiell für weiteste Würfe; dies gilt für alle Wurfstile, also nicht nur den Pendelwurf, sondern auch den Ablegewurf, Off-the-Ground, Brighton, South African oder auch den Überkopfwurf!

Und wer weit werfen kann, kann auch kurz werfen; wer das nicht kann ist beschränkt auf seine Wurfweite.

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2 Gedanken zu “Grundlagen des Werfens, Teil 2: Der abschließende „Pull“

  1. Klasse,
    danke für die tolle Grundlagen-Serie.
    Was mir beim abschließenden Pull der (meist linken) Hand noch einfällt.
    Wie man auch im Video sieht (besonders Danny) zieht er die Hand sehr hoch an die Brust. Das verhindert zum einen, dass der andere Arm und somit die Rute zu weit nach unten in die Waagerechte durchschwingt (das geht dann rein mechanisch fast nicht mehr, weil mit der Hand hoch an der Brust der andere Arm schlichtweg zu kurz ist), zum anderen unterstützt es einen steileren Abwurfwinkel des Bleies, der Wurf geht also „höher“.
    Freue mich schon auf einen nächsten Teil!

  2. Hallo Marco,
    das stimmt natürlich; die Idee ist mir (theoretisch; die praktische Umsetzung sieht meist noch immer anders aus…) so grundlegend, dass ich es verdrängt habe zu erwähnen, zudem ich mir dachte, ein kräftiger Zug in Hüftgegend sei schon technisch kaum machbar, aber wie man bei einigen Brandungsanglern sieht geht das durchaus einigermaßen. 😉

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