Es kann keine zwei Meinungen geben: Beim Werfen mit schweren Bleien ist eine Schlagschnur zwingend erforderlich, um den gewaltigen Wurfschwung aufzufangen und niemanden im Wurf durch ein unkontrolliert herumfliegendes Blei zu gefährden.
In England gibt es eine einfache Faustregel: Pro Unze geworfenes Gewicht soll die Schnur 10 Pfund Tragkraft haben, also bei 5 Unzen 50 Pfund – das entspricht einer 0,65mm Schnur bei 150 Gramm, hierzulande schwierig umzurechnen, aber Faustregel: besser niemals unter 0,60mm, besser noch 0,65mm gehen, bei schweren Bleien und schwierigen Bodenverhältnissen besser 0,70 oder 0,75mm.
Denn eine Schlagschnur hat noch eine andere Funktion: Da sie direkt vor dem Vorfach ist, ist sie es, die den meisten Bodenkontakt hat, beim Einkurbeln also direkt durch Muschelbänke oder über Steine gezogen wird; dünnere Schnüre sind da äußerst gefährdet. Dies ist auch der Hauptgrund, warum wir persönlich von geflochtenen Schlagschnüren abraten, Mono hat von Haus aus eine deutlich höhere Abriebfestigkeit, und eine zum Beispiel monofile 0,70mm Schlagschnur noch wesentlich mehr als eine potentiell ähnlich kräftige geflochtene 0,30mm Schnur.
Nun gibt es noch drei Möglichkeiten der Schlagschnur; eine ist, komplette Schnur zu benutzen, sogenannte Taper Lines, das sind diese meist 220 Meter oftmals alle zehn Meter anders gefärbten Schnüre, bei denen die ersten 20 Meter sich verstärken auf knapp 0,60mm. Funktioniert prima, hat aber ein paar deutliche Nachteile: Erstens ist die Schnur meistens teuer, vor allem im Verhältnis zur Qualität; zweitens muss man beim Abriss alles austauschen oder eben gleich eine andere Schlagschnur vorknoten, und drittens ist sie anfangs nicht einfach, bündig aufzuspulen, vor allem bei Stationärrollen, die in der Regel deutlich mehr Schnur fassen als diese 220 Meter, und last not least sind die Schnüre, vor allem die Schlagschnüre meist zu dünn – siehe oben; 0,57mm reichen einfach für ‚echtes‘ Brandungsangeln nicht.
Eine günstigere Alternative sind Taper Tips zum Vorknoten, also vorbereitete Schlagschnüre, die meist etwa 15 Meter lang sind und sich verjüngen von 0,20 bis 0,35 auf 0,57 bis 0,80mm; die häufigsten sind leider bis 0,57mm, also aus sicherheitstechnischer Sicht wirklich nicht zu empfehlen, aber ja, diverse Firmen haben ordentliche Stärken (in guter Qualität) mit stärkeren Keulen.
Die günstigste Variante ist sicherlich, einfach gleichbleibend starke Schnur zu fischen; da gibt es den allmählichen Übergang zur dünneren Hauptschnur nicht, weil die Schnur sich halt nicht verjüngt, aber dafür ist sie auf ganzer Länge widerstandsfähig im Wurf und auf dem Meeresgrund. Ja, der Schlagschnurknoten ist etwas größer als bei Taper Tips, aber das ist im Wurf gar kein Problem und beim Einholen selbst durch Kraut nicht so sehr, wie man glauben könnte – Kraut bleibt wenn dann am Knoten hängen, und das kann man dann schnell abzupfen oder -schütteln, alles eine Frage der Übung.
Dies gilt auch für den Knoten; wobei der tatsächlich wirklich simpel ist:
Zunächst formt man in die Schlagschnur eine einfachen Hausfrauen- oder besser Achtknoten.
Dann führt man die Hauptschnur durch die so entstandene Schlaufe und zieht den Knoten in der Schlagschnur fest.
Dann wickelt man die Hauptschnur fünf bis sechs Mal um die Schlagschnur, formt eine Schlaufe und führt sie nun innerhalb dieser Schlaufe fünf bis sechs Mal um die Schlagschnur.
Nun zieht man die Hauptschnur etwas stramm, damit den Knoten gleich auf der Schlagschnur zum Knoten schieben kann.
Mit etwas Spucke anfeuchten und die Knoten zusammenschieben und festziehen.
Jetzt noch die überstehenden Enden mit einer scharfen Schere oder auch einem Schnur- (oder Nagel-) knipser abschneiden, fertig.
Einfach, oder?
Gut ist, dass das Werfen mit durchgehender Schlagschnur absolut sicher ist (wenn die Schnur in Ordnung ist natürlich), und eine Spule dicker Schnur, auch hoher Qualität, ist immer günstiger als fünf Taper Tips.