Werfen und werfen – der feine Unterschied

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Es war einmal, und das ist noch gar nicht so lange her, da gab es im Meer Fische zuhauf; man konnte mit einer zwei Meter langen Rute und beliebiger Rolle und Schnur an den Strand gehen, ein einfaches beködertes Vorfach auswerfen, und man fing Fische. Irgendwann aber wurden die Fischbestände geringer, und man musste sich etwas überlegen, um weiter zu werfen und so doch noch Fische zu erreichen.

Da gab es zwei Möglichkeiten: Entweder man erlernte eine ordentliche Wurftechnik, oder man besorgte sich immer längere, leichtere, schnellere Ruten und dank technischen Fortschritts immer dünnere Schnüre, um so weiter werfen zu können. Die erste Möglichkeit erforderte freilich Geduld und Übung und Mitdenken; die zweite hauptsächlich einen pralleren Geldbeutel.

Der hauptsächlich beschrittene Weg war der zweite; neue Materialien und Entwicklungen ermöglichten moderneres Gerät, das auch in den Händen unerfahrener Werfer beeindruckende Weiten ermöglicht. Allerdings bedeutete es auch, dass insbesondere aufgrund der dünneren Schnüre die Abrissgefahr im Wurf (und auch beim Einkurbeln – ein Stein oder eine Muschelbank, und solch dünne Schnur ist durch) deutlich stieg. Insbesondere der Deutsche Meeresanglerverband als größter Meeres-Wettkampfverein reagierte und schränkte die Wurfmöglichkeiten aus Sicherheitsgründen ein und limitierte das Werfen in Veranstaltungen auf den Überkopfwurf; dies wurde von den meisten Veranstaltern und Anglern übernommen, so dass fast alle Angler auch heute noch eine Variante des Überkopfwurfes praktizieren.

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Das ist generell kein Problem, und die erreichten Wurfweiten geben den Anglern offensichtlich recht; allerdings auf Kosten der Sicherheit, hauptsächlich nicht der Mitangler, sondern der Umwelt gegenüber, denn wie bereits erwähnt sind dünnere Schnüre nun einmal anfälliger für Abrisse, und die Schnüre sind über die Jahre wirklich dünn geworden, insbesondere, seit geflochtene Schnüre auf den Markt kamen. Nun allerdings haben diese eine sehr hohe Tragkraft, aber eine sehr geringe Abriebfestigkeit, geringer als monofile Schnüre, und man könnte unterstellen, dass hier geradezu mutwillig mit der Kreatur Fisch und der Umwelt umgegangen wird, denn jeder Abriss bedeutet Kunststoff, Blei und sogar beköderte Haken im Meer.

Leider ist die andere Möglichkeit, auf echte Weite zu kommen, hierzulande nicht allzu verbreitet; hauptsächlich geschuldet dem blinden Folgen der Wettkampfangler, sieht doch der ’normale‘ (Hobby-) Brandungsangler keinen Unterschied zwischen Wettkampfangeln und alltäglichem; dabei liegt es schon in der Natur der Sache, dass ernsthafte Wettkampfangler deutlich risikobereiter angeln als Freizeitangler und nicht in jeder Hinsicht als Vorbild dienen sollten.

Das Erlernen eines fundierten Wurfstiles ist eine gute Möglichkeit, mit deutlich robusterem Gerät auf gleiche Weite zu kommen wie mit hochgezüchtetem Wettkampfgerät und nur Kraft; erstaunlich, dass nur wenige Hobbyangler schon aus reinem Spaß an der Sache ordentliche Wurfstile erlernen, ist es doch ein schönes Gefühl, mit gleichem Gerät, aber ordentlicher Technik weiter zu werfen, und die Vorteile liegen auf der Hand: Man kann robusteres Gerät nutzen (insbesondere Schnüre) und somit die Natur und die Fische weniger schädigen, man braucht nicht jedem Gerätetrend zu folgen, und ganz nebenbei fällt das Angeln und Werfen leichter, wenn man Technik statt Kraft nutzt.

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Auch auf der Turnierwiese zeigt sich der Mangel an Technik deutlich: Deutschland ist weit abgehängt von anderen Nationen, obwohl wir wirklich viele viele Brandungsangler haben, auch sehr gute und erfolgreiche Veranstaltungsangler. Dies aber nur am Rande.

Dennoch möchten wir von Surfcasting.de hiermit eine deutliche Trennung propagieren; natürlich sind weit werfende Brandungsangler (im Sinne des klassischen Überkopfwerfers) Surfcaster oder Distanzwerfer; mit spezialisiertem Werfen hat dies aber wenig zu tun.
Daher bezeichnen wir das Distanzwerfen auf der Wiese mit grundlegenden oder ausgefeilten Wurfstilen und Beachtung international einheitlicher Regeln fortan, wie in einigen Ländern wie Italien, fortan als „Technisches Werfen“ als Abgrenzung gegenüber der gängigen Mode des Weitwerfens quasi ohne einheitliche Regeln, nur mit Richtlinien und immer modernerem Gerät und viel Kraft.

Wer auch gerne einmal den Unterschied von Weitwerfen und Technischem Werfen ausprobieren möchte wende sich gerne an uns; es ist erfolgreich, und es macht Spaß!

Werfen für den guten Zweck

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Wie wir berichtet haben fand Anfang März in Ipswich, England, ein Turnier der etwas besonderen Art statt, siehe hier: http://surfcasting-blog.de/?p=2229 ; nun wollten wir es aber nicht nur uns selbst gut gehen lassen (und die Resonanz ist so hoch, dass ein zweites durchaus denkbar ist!), auch wollten wir Gutes tun; Startgeld war darum von jedem Werfer ein klein wenig Geld, dazu ein kleiner Preis für eine Verlosung, aus der die Erlöse an das Somersham Ward in Ipswich, eine Klinik spezialisiert auf die Betreuung (final) krebskranker Patienten, gehen sollten. Und in der Tat erzielten wir gute 150 britische Pfund (etwa 180 Euro) Gewinn, die wir der Einrichtung übergeben konnten – nur eine Geste, aber eine, die offensichtlich gut ankam, bedankte sich doch das Haus vielmals für die Unterstützung und die Aufmerksamkeit, die der Arbeit dort zuteil wurde.

Ein schönes Gefühl, durch eine gemeinschaftliche Veranstaltung ’nebenbei‘ Gutes tun zu können, und vielleicht auch eine Anregung für andere Veranstalter (ja, die Idee ist nicht neu; u.a. Danny Hrubesch ist hierzulande beim Angeln ganz weit vorne, wenn es um solch Aktionen geht (danke Danny und alle, die so etwas bedenken und ermöglichen)), kostet es doch jeden einzelnen nur wenig, aber zusammen kann man viel erreichen.

Hier der Brief des Somersham Ward:

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