Diskussion: Brauchen wir das Werfen noch?

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Vor 100, 50, auch vor 30 Jahren noch gab Gerät zum Brandungsangeln nicht ohne weiteres weite Würfe her; um dennoch mit schweren Bleien und großen Ködern auf Weite zu kommen musste das Gerät weiterentwickelt und vor allem eine solide Technik erlernt werden. Diese Technik erlernte man am besten auf der trockenen Wiese, und bei Kursen wie in den 1970er und 80er Jahren organisierten kamen dutzende, teilweise gar hunderte Angler zusammen, um zu lernen, wie man weiter wirft. Einige davon waren talentierter und motivierter als andere, steckten mehr Energie in das Werfen, und bei Vergleichswerfen warfen sie viel weiter als andere. Das sportliche Messen im Werfen, das Turnierwerfen, war geboren, und es war sinngemäß die sportliche Variante des Angelwerfens, ganz ähnlich wie die Formel 1 für das Autofahren, wie Terry Carroll, selbst lange Rekordhalter und vor allem Entwickler herausragender Wurfruten, mal verglich – und ähnlich wie bei der Formel 1 diente die Turnierwiese als Testzentrum für die Rutenentwicklung.

Dass gute Werfer nicht angeln können ist übrigens ein Mythos; viele der international erfolgreichen Angler haben durchaus viele, viele Stunden auf der Turnierwiese verbracht, um am Wasser potentiell weiter werfen zu können, und auch wenn viele bekannte deutsche Angler das gerne leugnen haben sie auch das Werfen oft und viel geübt und perfektioniert. Und auch bekannte Werfer waren durchaus erfolgreiche Angler, zum Beispiel Paul Kerry, jahrelang Weltrekordhalter und national wie international ein damals sehr erfolgreicher Angler.

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Wie es scheint, hat das Turnierwerfen heute nicht mehr allzu viel mit ‚realistischem‘ Angeln zu tun; schnelle dreiteilige Ruten, Stationärrollen und dünne Schnüre ermöglichen Wurfweiten, von denen man früher nur träumen konnte, und das sogar mit wenig Werferfahrung oder -Übung; die technische Entwicklung macht es möglich, denn war noch 1980 ein Wurf von 200 Metern auf der Turnierwiese eine große Leistung und 100 Meter in der Brandung nicht zu erreichen, erlauben moderne Ruten, Rollen und Schnüre heute problemlos Würfe von 200 Metern auf der Wiese und problemlos 100 Meter und mehr am Strand (und ja, jeder noch so ungeübte Angler mit teurem Gerät meint, er angelt auf 200 Meter Entfernung; vielleicht sollten einige doch mal auf eine Wiese gehen und messen…), mit Turniergerät fallen oft die 250 Meter, Weltrekorde liegen mittlerweile in den 280ern, über 290 wurden bei inoffiziellen Wettkämpfen bereits geworfen, die magischen 300 Meter sind wohl nur eine Frage der Zeit.

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Natürlich können dreiteilige Ruten mit dünnen Schnüren auf Stationärrollen an ihre Grenzen stoßen – wenn die Bedingungen wirklich hart sind, wenn sehr große Köder mit dicker Schnur sehr weit geworfen werden müssen, wenn sehr große Fische zu erwarten sind; alles an deutschen Küsten eher nicht zu erwarten. Verständlich also, wenn viele gar kein Interesse zeigen, einen echten Wurfstil zu erlernen, geschweige denn vielleicht den Umgang mit etwas anderem Gerät wie zum Beispiel Multirollen.

Es stellt sich also die Frage: Hat das Turnierwerfen noch eine Daseinsberechtigung? Hat es eine Zukunft?

Stoppelcup 2020 – wir trotzen Corona

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Nach langer coronabedingter Veranstaltungsabstinenz entschieden wir uns, am Datum der (coronabedingt) abgesagten Deutschen Meisterschaft des DMV, 5. September 2020, unseren alljährlichen Stoppelcup auf dem bekannten Feld bei Ostermade durchzuführen. Leider musste gut die Hälfte der Teilnehmer aus beruflichen oder privaten Gründen absagen, so dass wir uns nur mit fünf tapferen Recken trafen, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch.

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Das Panorama mit Blick auf die Ostsee ist auf dem Feld herrlich; das Wetter anfangs auch, bis uns nach einer Weile ein Regenschauer heimsuchte, der sich gewaschen hatte – nicht nur wir waren durch, auch das Feld matschig, so dass die Schuhe immer schwerer wurden, und die Beine ebenso.

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Die gute Laune blieb freilich, und wir warfen mit Blei nach Wahl, freilich unter Einhaltung internationaler Schnurrichtlinien, um die Wette. Schon früh zeigte sich, dass Christoph geübt hatte, aber in Sicherheit wiegen konnte er sich nicht, bis sein ärgster Konkurrent leider los musste, um Touristen zu bespaßen; die Phase nutzte Christoph, um noch diverse Meter draufzulegen.

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Die Ergebnisse des Tages:

Christoph Kuntze 224m (175gr), 229m (125gr)
Dirk Christiansen 210m (125gr, OTG)
Marco Runge 160m (150gr, BC), 167m (125gr, BC)
Rainer Neumann 167m (125gr, OTG)
Uwe Mehlhorn 124m (125gr)

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Wir als Baltic Surfcasting Club haben das Glück, ein paar coole Unterstützer für Club und Länderkampf zu haben, so dass Christoph für seinen ersten Platz eine Veret Gloriosa Strong in Empfang nehmen kann; möge sie ihm helfen, noch weiter zu werfen!

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Abends dann versammelten wir uns im lokalen Klinthuus, um den Tag bei Bier (und Cognac und Ouzo) und deftigem Essen ausklingen zu lassen; der Abend war lang, die Nacht kurz, aber alle waren sich einig, dass das wieder eine rundum gelungene Sache war, die wir dringend wiederholen werden.

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Länderkampf 2020 verschoben!

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Aufgrund der Beschränkungen im Rahmen der Corona-Bekämpfung (u.a. öffnet Dänemark seine Grenzen nicht vor dem 10. Mai) wird der Länderkampf verschoben auf einen späteren Termin; voraussichtlich auf den Herbst, natürlich werden wir den Termin und aktualisierte Einladungen rechtzeitig bekannt geben.

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Ein Kompromiss, oder das Beste aus zwei Welten?

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Die neue Cobra GT2 hat die Herzen britischer Angler im Sturm erobert. Alle Vorzüge der herkömmlichen Cobra , aber eben ’nur‘ zwei Teile – ist das eine Weiterentwicklung oder Werbegag?

Der erste Eindruck der zusammengesteckten GT2 ist der einer guten dreiteiligen Rute: sehr schlank, sehr leicht, sehr sehr straff. Erst beim Angeln und Werfen offenbart die GT2 den Unterschied. Durch die (mittige) Zweiteilung ist die Aktion deutlich harmonischer, zudem ist die Rute wesentlich kräftiger als ihre dreiteiligen Geschwister. Beringt für Stationärrolle, lässt sich die Rute auch mit Multirolle ‚oben‘ gut fischen und vor allem werfen – gehen die meisten anderen kontinentalen Ruten in die Knie, verträgt diese problemlos kraftvolle Würfe wie Off-the-Ground oder gar den Pendelwurf. Und dann merkt man die Power… deutlich mehr als die dreiteiligen Cobras, oder die meisten anderen solcher Ruten!

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Aber auch herkömmliche Würfe sind kein Problem; erfahrene Angler werden gut mit der GT2 klarkommen , Anfänger werden ihre Probleme haben.

Das Angeln mit der GT2 macht Spaß. Die Spitze, mit Glas eingespleißt, zeigt Bisse super an, der Rest der Rute ist sehr straff und geeignet auch für Wind und Wetter.

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Die technischen Daten sind übersichtlich:

4,20 lang, (echte) 100-200 Gramm Wurfgewicht, die komplette Ausstattung von den Alconite-Ringen bis zum verschiebbaren Rollenhalter ist echt Fuji – einfach top.

Und unser Urteil? Die Rute ist gut. Sie macht Spaß. Sie wirkt wie das Bindeglied zwischen herkömmlichen dreiteiligen und englischen zweiteiligen Ruten. Man muß einfach selbst probieren, ob man sie mag , aber sie könnte für viele, viele Angler genau das sein, was sie schon immer gesucht haben.

Wer diese Ruten mal testen möchte wende sich gerne an uns; hierzulande gibt es sie übrigens exklusiv bei uns zu kaufen. 😉